Stadtkapelle meldet sich mit Flashmob zurück


Quelle: Stimme

Redakteur: Nicole Theuer

Veröffentlicht am 27.07.2020


EPPINGEN Drei Monate Zwangspause liegen hinter den Musikern – Kurze Auftritte auf dem Markt- und Ludwigsplatz kommen gut an

Auf dem Marktplatz gibt die Stadtkapelle Eppingen ein kleines Konzert, die Zuhörer genießen den Auftritt. Foto: Franz Theuer

Die Kultur ist zurück in Eppingen! Mit einem Musik-Flashmob vor dem Rathaus und auf dem Ludwigsplatz meldet sich die Stadtkapelle Eppingen aus ihrer mehr als dreimonatigen Zwangspause zurück. “Ist das schön, ist das nett.” Sabrina Herkströter ist begeistert, das Vorstandsmitglied des Vereins greift zum Handy und hält den Moment fest.

Es ist Samstagnachmittag, knapp 30 Grad heiß. Eiscafé und Café auf dem Eppinger Marktplatz sind gut gefüllt, auch die Schattenplätze auf den Bänken rund um den Platz sind belegt. Kinder kühlen sich in den Fontänen des Brunnens ab.

Der Zeiger der Uhr im Rathaus-Turm bewegt sich auf 16 Uhr zu, als allmählich die Mitglieder der Eppinger Stadtkapelle die Szenerie betreten. Zunächst fährt Hans-Günther Rau vor. Auf dem Anhänger hat er Schlagzeug nebst Hocker. Interessiert beobachten die Besucher die Geschehnisse. SO richtig aufmerksam werden sie, als Vizedirigent Tobias Pfeffer sein Notenpult aufbaut. Seine Musiker werden bestmöglichst zwischen Café und altem Rathaus positioniert, um wenigstens ein bisschen Schatten zu erwischen. Als eine der Letzten kommt Sabrina Herkströter, die jedoch anstatt ihres Instruments die Spenden-Trommel dabei hat und aufstellt.

Startschuss Damit ist es soweit: Tobias Pfeffer hebt beide Hände. In der rechten hält er den Dirigentenstab, den er nun langsam senkt. Gleichzeitig setzt das 20-köpfige Orchester ein. Nach mehr als drei Monaten Pause erfüllen die ersten Klänge den Marktplatz, den Zuhörern gefällt das. Die Pause, sie ist den Musikern nicht anzumerken. Die Töne kommen meisterhaft aus den Instrumenten, während die Mundwinkel, soweit es das Spielen zulässt, immer weiter nach oben gehen. Die Kultur ist zurück in Eppingen! Und darüber freuen sich nicht nur die Musiker, sondern auch die Besucher, die das kleine, aber feine Konzert mit viel Beifall belohnen.

Sabrina Herkströter freut sich ebenfalls, die strahlt. Schade ist für sie nur, dass die zum Zuhören verurteilt ist. “Es dürfen nach den aktuellen Verordnungen maximal 20 Musiker spielen, und selbstverständlich halten wir uns daran”, erzählt sie. Online konnten sich die Musiker zur Teilnahme am Flashmob in eine Liste eintragen. “Es haben sich so viele gemeldet, dass wir einigen absagen mussten”, bedauert Sabrina Herkströter. “Aber die meisten, denen wir absagen mussten, sind da und hören zu.”

Das Konzert kommt an, immer mehr Menschen lauschen mit gebührendem Abstand der Musik auf dem Marktplatz. “Wir haben ein großes Repertoire, aus dem unser Dirigent Tobias Pfeffer für diesen Auftritt geschöpft hat”, berichtet Sabrina Herkströter, “jedes Register ist dabei”. Nach einer halben Stunde packen die Musiker ihre Instrumente zusammen, das Schlagzeug wird wieder auf den Anhänger geladen.

Der Ludwigsplatz lädt durch die Anordnung von Kunstwerken, Sitzgelegenheiten und Grün geradezu zu einem Freiluftkonzert ein. Hier erklingt eingängige Blasmusik. Foto: Franz Theuer

Mitte als Bühne Der erste Teil des Flashmobs ist vorbei. Weiter geht es zum Ludwigsplatz, der geradezu zu einem Freiluftkonzert einlädt. Die freie Mitte wirkt wie eine Bühne, drumherum gibt es Kunstwerke von Gunther Stilling und Platz zum Sitzen auf Bänken oder ein Café. Unter der Anleitung von Tobias Pfeffer nehmen die Musiker Aufstellung, weiter geht es mit eingängiger Blasmusik, die ins Blut geht, zum Mitwippen, Mitklatschen und Tanzen animiert. Doch ein Tänzchen möchte keiner wagen, leider, denn vermutlich hätten sich Musiker und Besucher über solch eine Einlage gefreut. Auch die Musiker sind zufrieden. Der Flashmob vor der historischen Kulisse hat geklappt, und die Besucher haben sich an die Regeln gehalten. “Mal schauen, ob es eine Neuauflage gibt”, sagt Herkströter. “Das ist eine super Idee”, findet Heidi Richter, die mit ihrem Mann auf einer Fahrradtour durch Eppingen vorbei gekommen ist.

Das Profil Das Orchester der Stadtkapelle Eppingen hat 50 Musiker. Nach den aktuellen Corona-Bestimmungen dürfen jedoch maximal 20 Musiker unter Beachtung der Hygiene- und Abstandsregeln gemeinsam musizieren und proben. Die Stadtkapelle ist auch immer wieder als Botschafter für die Stadt unterwegs, dann allerdings in einer historischen Uniform in den badischen Farben. Einen Namen hat sich das Orchester durch seine Veranstaltungen “Bom – Best of Musical” gemacht, die genau wie die Konzerte, restlos ausverkauft waren. In diesem Jahr hoffen die Verantwortlichen nach vielen Absagen noch darauf, dass sie das Jahreskonzert am 21. November unter Auflagen veranstalten dürfen. nit

Noch keine Auftritte, aber wieder Proben


Quelle: Stimme

Redakteur: Nicole Theuer

Veröffentlicht am 20.07.2020

Musiker der Stadtkapelle sind zurück an den Instrumenten – Musikflashmob geplant

Nach der jüngsten Verordnung dürfen wieder 20 Musiker in einem Raum proben. Die Mitglieder der Stadtkapelle sind über diese Lockerungen froh. Foto: Franz Theuer

EPPINGEN Es waren harte drei Monate für die Musiker der Eppinger Stadtkapelle, denn solange ruhte nach dem Lockdown die Präsenz-Probenarbeit, lediglich Online-Proben waren in dieser Zeit möglich. “Uns Musikern hat etwas gefehlt, wir sind froh, dass die Proben wieder stattfinden können”, zeigen sich Sabrina Herkströter und Loris Barth erkenntlich.

“Wir haben während dieser Zeit unsere Musiker immer wieder über den aktuellen Stand und was in den jeweils gültigen Verordnungen steht informiert”, erzählt Sabrina Herkströter. Vorstandskollege Loris Barth ergänzt: “Es war uns wichtig zu zeigen, dass wir noch da sind.” Die Newsletter seien bei den Mitgliedern seht gut angekommen. “Wir haben nur positive Rückmeldungen erhalten”, fasst Sabrina Herkströter zusammen. Irgendwann, so erinnern sich die beiden, “kamen wir auf die Idee, Videos zu produzieren, in denen jeder Musiker für sich probt und die wir hinterher zu einem einzigen Video zusammengefügt haben, so dass der Eindruck entstanden ist, wir proben virtuell gemeinsam.” Und das sogar länderübergreifend, wie Sabrina Herkströter verrät. “Wir haben die Epping Forest Band gefragt, ob sie Lust zu einem gemeinsamen Video haben und die waren gleich dabei.” Der Lockdown und die Zwangspause “haben uns enger zusammenrücken lassen, und wir haben uns auch schon frühzeitig mit der Frage nach einem Hygienekonzept beschäftigt”, so Sabrina Herkströter, “denn wir wollten vorbereitet sein, wenn es wieder losgeht”. Als Proben wieder erlaubt war, hätten sie das Konzept entsprechend der jeweiligen Lockerungen nur noch anpassen müssen.

“Wir haben die Sitzplätze ausgemessen und den Schallschutz für das Schlagzeug in einen Spuckschutz für den Dirigenten umfunktioniert”, zählt Sabrina Herkströter auf. 20 Musiker üben inzwischen freitagabends im Proberaum. “Wir haben das Orchester nach Holz und Blech geteilt, machen nach 50 Minuten eine Pause, lüften durch, desinfizieren die Stühle und dann kommt die zweite Gruppe.” Mit Ausnahme der musikalischen Früherziehung proben inzwischen alle wieder, zeigt sich Loris Barth erleichtert. Auftritte sind dagegen noch nicht erlaubt. “Wir haben unser Jahreskonzert noch nicht endgültig abgesagt”, bemerkt Sabrina Herkströter. “Vielleicht können wir es unter Auflagen doch durchführen”, hofft Loris Barth – mit zugewiesenen Plätzen beispielsweise. Erfahrungsgemäß platzt die Hardwaldhalle aus allen Nähten, wenn die Stadtkapelle ruft.

Reisen Da die Durchführung eines solchen Konzerts noch nicht gesichert ist, planen Vorstand und Dirigent einen Musikflashmob durch die Stadt. “Wir möchten Eppingen die Kultur zurückbringen”, erklärt Sabrina Herkströter. “Durch die Beschränkungen und den Wegfall der kulturellen Veranstaltungen litten und leiden die sozialen Kontakte.” Deshalb soll die Veranstaltung auch kein Platzkonzert sein. “Wir möchten als Orchester mit maximal 20 Musikern durch die Stadt reisen, an einem Ort etwa 15 Minuten spielen und dann weiterziehen.”